Bezahlmodelle im Internet: Pay for content? Wann funktioniert es?

Das Hamburger Abendblatt bietet es seit Jahren an, BILD Online auch unlängst und nun will auch das bekannteste Portal für juristische Blogs – auf jurablogs.com – ein Bezahlmodell einführen. Anders als bei den zuvor genannten Presse-Angeboten, die jedenfalls den zahlenden Mitgliedern ein „Mehrwert“ bieten durch exklusive Inhalte oder dem E-Paper für diverse Plattformen, sieht es bei jurablogs ein wenig anders aus.

Durch monatliche Einnahmen soll das Projekt weiterhin ermöglicht werden, wie der Gründer und Verantwortliche in einem Blog-Beitrag erklärt.

Es soll zwar für teilnehmende Blogs weiterhin eine kostenlose Variante angeboten werden, so dass diese auch in Zukunft ihre Beiträge automatisch über die gutbesuchte Plattform publizieren können. Allerdings werden diese nun auf 5 Artikel pro Monat beschränkt. Zudem wird ein Stufen-Bezahlmodell eingeführt, das bei 5,- Euro im Monat anfängt und in der größten Version bei monatlichen 15,- Euro endet. Dafür erhält der jeweilige Nutzer dann die Möglichkeit, die Seite frei von Werbung anzuschauen und kann 30, 150 oder 500 Artikel pro Monat veröffentlichen. Weitere neue Einstellungsmöglichkeiten sind je nach Paketgröße noch denkbar.

Grund genug sich einmal grundlegend mit dem Thema zu befassen.

Welchen Sinn haben solche Bezahlmodelle? Warum sollte ich für Online-Inhalte zahlen?

Die Frage ist nicht ganz unberechtigt, obgleich sie längst ein alter Hut ist. Schon zu Modem-Zeiten, als im Internet noch schülerhafte HTML-Webseiten ohne Flash-Animationen, Videos und mit schrecklichen Schriftarten bzw. –Farben das Netz füllten, versuchten Anbieter ihrerseits Geld mit Inhalten oder Zusatzangeboten zu verdienen. Und angesichts immer neuer Werbeflächen und nerviger Popup-Werbung, die durch unseriöse Werbeflächen und unanständigen Angeboten viel Geld in die Kassen kleinerer Webanbieter spülten, war es oftmals das Anliegen des Webmasters, mit Zusatzangeboten weitere Einnahmequellen zu generieren.

Die IT-Startups sprießen nur so wie Pilze aus dem Boden mit immer neuen Businessplänen. Jeder wollte mit bzw. im Internet die schnelle Mark verdienen. Schließlich möchte man ja auch am Ende des Monats einen vollen Kühlschrank haben und auch die Designer-Möbel für das hippe Büro im umgebauten Speicher in Berlin kosten Unmengen an Geld.

Heutzutage sieht es natürlich anders aus in dem Dienstleistungssektor. Dass man mit (späteren) erfolgreichen Bezahlmodellen sogar ein Startup-Unternehmen zum börsennotierten und mittelständischen Unternehmen führen kann oder von solch einem aufgekauft wird, bewiesen beispielsweise auch Unternehmen wie XING, mobile.de, immonet usw.

Und auch hinsichtlich der eingangs genannten Presse scheint das Bezahlmodell im Internet „auf dem Vormarsch“ zu sein, wie jüngst Mathias Döpfner, Vorstandsvorsitzender vom führenden Medienkonzern Axel Springer auf der Hauptverhandlung in Berlin erklärte und hinzufügte: „Wir sind heute sehr viel optimistischer, dass diese Bezahlmodelle funktionieren werden, als wir das noch vor zwei oder drei Jahren waren“.

Denn über 100 Zeitungen mögen bereits im deutschen Internet einen Großteil ihrer Einnahmen durch „paidcontent“ genieren. Unlängst erfolgte ein Umdenken der Medienkonzerne.

Das macht natürlich auch Sinn, denn das Zeitungswesen (in Papierform) geht seit Jahren den Bach hinunter. Viele Redaktionen werden geschlossen, regionale Anbieter mussten ihr Blatt einstellen und es wird immer mehr auf schlecht bezahlte „freie Redakteure“ oder eingekaufte Artikel zurückgegriffen, wenn nicht sogar (unbezahlte) Praktikanten die Nachrichten und Artikel aus der Presse nahezu per copy&paste abschreiben ohne Wahrung der journalistischen Sorgfaltspflichten.

Die Gegner solcher Bezahl-Konzepte stellen sich hingegen auf den Standpunkt: Warum sollte ich im Internet für Informationen, insbesondere für Nachrichten und Artikel Geld zahlen, die ohnehin überall kostenlos stehen und überhaupt: Nichts ist wertloser als eine Tageszeitung von gestern. Warum also Geld zahlen für freizugängliche Informationen, die spätestens nach wenigen Stunden veraltet sind und in diversen Nachrichten-Sendungen im TV (n-tv), bei zahlreichen Presse-Angeboten im Internet oder eben in der leicht zerknitterten Tageszeitung vom frühmorgenlichen Berufspendler in der U-Bahn zu erfahren sind.

Geldzahlen für Content? Nur wenn es sich lohnt!

Man sollte die Diskussion gewiss differenzierter betrachten. Erhält der Benutzer für den bezahlten Content im Internet qualitativ hochwertige Inhalte, beispielsweise exklusive Reportagen aus der Kabine des Lieblingsvereins oder zusätzliche Leistungen, wie beispielsweise ein Benutzerprofil mit eigene E-Mail Adresse, mehr (Spiel)-Möglichkeiten bei einem Online-Fußballmanager oder die Teilnahme an Sonderkationen, dürfte das Konzept einen nachhaltigen Sinn ergeben.

Genauso ist es grundlegend richtig und zukunftsweisend, wenn sich der Kunden über das Internet Zeitschriften oder einzelne Aufsätze kauft, die inhaltlich dem Pressewerk entsprechen – so z.B. der Kauf des „Der Spiegel“ als PDF oder Nachrichten als E-Paper. Hier wäre es völlig absurd, wenn jemand ernsthaft solch Inhalte kostenlos erwünscht, zumal sie in der Qualität und im Zeitalter des iPads sowieso der Zeitung in Nichts nachstehen.

Etwas anders sieht es allerdings aus, wenn der Nutzer als Gegenleistung keine Inhalte erhält, die nicht ohnehin bereits freizugänglich vorhanden sind oder jedenfalls keinen Mehrwert erzeugen. Im konkreten Fall sieht es beispielsweise so aus, dass der Nutzer bei jurablogs ohnehin kostenlos den eigenem Content dem Portal zur Verfügung stellt, dafür lediglich einen Link erhält als eine Art RSS-Feed Sammlung und sich daher die berechtigte Frage stellt, wer eigentlich von wem profitiert? Sowohl in der kostenlosen Variante als auch ohne Mitgliedschaft können Texte und Links von Dritten gelesen werden. De facto erhält der Nutzer also nichts Neues und auch nicht mehr, sondern muss plötzlich für frühere Leistung ohne erkennbaren Grund Geld zahlen. Jetzt soll der Nutzer dafür zahlen, mehr als 5 Teaser-Texte bzw. Links auf einem Internet-Portal einstellen zu dürfen, was bis vor kurzem unlimitiert möglich war? Dabei funktioniert das ganze System automatisch und: Der Nutzer zahlt dafür Geld, dem Portal mehr Inhalte zu geben?

Risiken des paidcontent: Mit Pech laufen die Nutzer weg…

Das Ergebnis dürfte sein, dass sich wahrscheinlich ein Großteil der Mitglieder für die kostenlose Version entscheiden wird oder ganz abmeldet. Wem dem so ist, dürften Aktivität und Besucherzahlen langfristig negativ sein, so dass das Projekt letztlich schlechter dastehen würde als ohne die Einführung eines Bezahlmodells. Solch Fehlentscheidungen – wollen wir diese nicht herbeirufen – sind im Jahre 2015 allerdings vermeidbar. Die Risiken liegen daher klar auf der Hand.

Hingegen dürften im Bereich des Pressewesens die Bezahlmodelle weiterhin funktionieren und möglicherweise das gedruckte Papier irgendwann ganz ablösen.